Jubiläum des Schachclubs Turm Wilhelmshaven von 1952
Chronik des SV "TURM" im Zeitraffer aus dem Jahre 2002
Als der in Voslapp ansässige Apotheker Richard Eichfuß im Oktober
1951 in einer Zeitungsnotiz zu einer Zusammenkunft von Schachfreunden im
Stadtnorden in die Gaststätte "Zum Groden", besser bekannt unter dem
Namen "Dreimädelhaus" auf der Grenze zwischen Fedderwardergroden und
Voslapp einlud, folgten 35 Interessierte am 15. Oktober diesem Aufruf.
Die Initiatoren ahnten damals sicher nicht, daß so viele Schachfreunde
diesem Aufruf folgen würden. Die Vereinsgründung 1952 fiel in eine
Zeit, in der das spätere Wirtschaftswunder sicher nicht erkennbar war.
Dadurch waren auch besondere Schwierigkeiten zu überwinden, um ein so
optimistisches Unterfangen einer Vereinsgründung verwirklichen zu
können. Aber schon hier zeigte sich, daß im Stadtnorden Kräfte
vorhanden waren, die in der Lage waren, ein solches Vorhaben mit aktiver
und intensiver Kleinarbeit voran zu treiben. Die Diskussion nach den ersten
Zusammenkünften, ob im Stadtnorden ein eigenständiger Schachverein
gegründet werden soll oder ob man sich als Schachgruppe einem der beiden
bestehenden Schachvereine im Stadtinneren anschließen soll, wurde einige
Zeit sehr emotional geführt. Aul' einer Versammlung, die für den
17.01.1952 einberufen wurde, entschied sich die Mehrheit der anwesenden
Schachfreunde dann für eine Vereinsgründung. Auf einer weiteren
Versammlung am 24.01.1952 wurde beschlossen, den Verein Schachverein "TURM"
Wilhelmshaven-Nord zu nennen.
Auf einer Tauffeier am 31.01.1952 wurde dieser Beschluss entsprechend
gewürdigt. Der Mitgliedsbeitrag wurde auf 0,50 DM für ein vollzahlendes
Mitglied festgesetzt. Für minderbemittelte betrug er 0,20DM.
Trotz aller Höhen und Tiefen in der zurückliegenden Zeit war der
Bestand des Vereines nie ernsthaft gefährdet.
Aufgrund der Aktivitäten intern und nach aussen ist der Verein aus dem
Schachgeschehen der Jadestadt nicht mehr wegzudenken.
Diese Tatsache ist nicht zuletzt einer kleinen Gruppe Verantwortlicher
zuzuschreiben, die sich immer wieder in der unterschiedlichsten Struktur
zusammenfand, um die nun einmal unumgänglichen organisatorischen
Tätigkeiten wahrzunehmen, die zu einer ordnungsgemäßen
Aufrechterhaltung eines intakten Vereinslebens unerläßlich sind.
Auftretende Probleme wurden dabei im allgemeinen rechtzeitig erkannt und
gemeinsam gemeistert. Dass der Verein noch heute existiert, ist also in erster
Linie diesen mutigen Pionieren, allen voran Richard Eichfuß, Heinrich
Michels, Max Nürnberger und Paul Roelofs zu verdanken. Ideenreichtum
und Einfühlungsvermögen aller bisher Verantwortlichen des SV "TURM"
haben seither dazu beigetragen, daß sich dieses zarte Gebilde zu einer
robusten Natur gemausert hat. Diese Tatkraft hat immer bewirkt, daß
Mitglieder des SV "TURM" Aktivitäten entwickelt haben, die oft über
die Grenzen des Vereines hinaus wirkten.
So waren Mitglieder immer wieder aktiv in Vorständen auf Unterbezirks-,
Bezirks- und Landesverbandsebene zum Wohle und der Verbreitung unseres
schönen Schachsports tätig. In den ersten 20 Jahren des Bestehens
wurde die Jugendarbeit groß geschrieben, z. B. durch intensives Training
in der bestehenden Jugendgruppe mit zeitweise bis zu 20 Jugendlichen und
die intensiven Kontakte zu der Schachgruppe in der Schule in Voslapp. Auch
aus dem Verein heraus haben sie es immer wieder verstanden, zur Popularität
des Schachsports in entsprechender Weise beizutragen.
So trat der "TURM" in sporadischen Abständen immer wieder mit
Veranstaltungen auf, die ihre Wirkung in der Öffentlichkeit nicht
verfehlten.
Das begann bereits im Jahre der Gründung, als im Zusammenhang mit dem
Sommerfest in Fedderwardergroden ein groß angelegtes Blitzturnier
veranstaltet wurde, an dem 96 !! Schachfreunde aus dem gesamten Stadtgebiet
teilnahmen.
Im gleichen Jahr spielte der damalige Stadtmeister Walter Schmahl vom
Schachverein "Vereinigte Schachfreunde" in unserem Spiellokal gegen 18 Mitglieder
des SV "TURM" simultan. Dabei konnten 7 Spieler den Stadtmeister besiegen,
während eine Partie unentschieden endete.
Die Zeitungen schrieben seinerzeit, daß durch die Gründung des
SV "TURM" eine Lücke im Wilhelmshavener Schachleben ausgefüllt
worden sei.
Auch an der 1953 im Rahmen der 100-Jahrfeier der Stadt Wilhelmshaven
durchgeführten Schachwoche beteiligten sich Mitglieder des SV "TURM"
aktiv, sowohl als Spieler als auch in der Organisation.
Am 26.03.1957 wurde in der Gaststätte "Haus Germania" in Rüstersiel
das 5jährige Bestehen des Vereines mit Angehörigen und Freunden
gefeiert.
Die nächsten größeren Aktivitäten entwickelte der "TURM"
1962 anläßlich des l 0jährigen Bestehens. In diesem Jahr
beteiligten sich Mitglieder des Vereines an 20 Turnieren und Wettkämpfen.
Die Presse berichtete damals u. a., daß beim SV "TURM" im Gegensatz
zu anderen Vereinen offensichtlich keine Vereinsmüdigkeit festzustellen
sei. In einem anderen Zeitungsbericht aus dieser Zeit hieß es u. a"
daß der "TURM" fester denn je dastehe. 1966 wurde dann der
Osterkongreß des Oldenburgisch-Ostfriesischen Schachverbandes e.V.
(OOSV), verbunden mit den Einzelmeisterschaften der Herren und Jugend
ausgerichtet. In verschiedenen Turnieren haben über 60 Schachspieler
aus dem Verbandsbereich eine Woche lang um Sieg und Plätze gekämpft.
Die Schirmherrschaft hatte der damalige Oberbürgermeister Wilhelmshavens
Herr Johann Janssen übernommen, der auch die Siegerehrung persönlich
vornahm. Schachspieler, die an diesen Turnieren teilnahmen, erinnern sich
auch heute noch gerne an diese vorbildlich vorbereiteten Veranstaltungen.
Das 20jährige Bestehen feierte der SV "TURM" dann mit Mitgliedern
befreundeter Vereine im Hotel "Zum Deutschen Brunnen" in Feldhausen.
Das nächste Jubiläum anläßlich des 25jährigen Bestehens
wurde dann gleich zweimal gefeiert.
Am 22.02.1977 wurde eine interne Zusammenkunft arrangiert, um das l /4Jahrhundert
entsprechend zu würdigen.
Da der Wilhelmshavener Schachclub von 1887 im gleichen Jahr auf sein
90jähriges Bestehen zurückblicken konnte, vereinbarten beide Vereine,
gemeinsam den 22. Kongreß des OOSV, verbunden mit den
Verbandseinzelmeisterschaften, auszurichten. Eine gemeinsame Geburtstagsfeier
wurde am 13.05.1977 mit Mitgliedern aus befreundeten Vereinen im Ratskeller
in Wilhelmshaven durchgeführt
Im Zusammenhang mit dem 30jährigen Bestehen wurden verschiedene
Veranstaltungen durchgeführt. Den Höhepunkt bildeten zwei
Veranstaltungen, die am 18. und 19.12.1981 mit dem bekannten internationalen
Schachgroßmeister Dr. Helmut Pfleger aus Bamberg durchgeführt
wurden.
Am 18.12.1981 wurde ein Vortrag mit anschließender Diskussion in unserem
Spiellokal Gaststätte "Kreuzelwerk" durchgeführt, zu dem etwa 300
Schachfreunde aus dem gesamten Bereich des OOSV ihr Kommen zugesagt hatten,
die sich ein solches Ereignis nicht entgehen lassen wollten. Der plötzlich
einsetzende Winter mit Eisregen am Nachmittag dieses Tages machte uns aber
einen dicken Strich durch die Rechnung. So erschienen am Abend nur etwa 40
Schachfreunde aus der näheren Umgebung des Lokales und das auch nur,
da sie sich Strümpfe über die Schuhe gezogen hatten, um nicht auf
den eisglatten Straßen auszurutschen. Die erschienenen Schachfreunde
haben ihr Kommen aber nicht bereut.
Zu dem Simultanwettkampf am 19.12.1981 in der Schalterhalle der Sparkasse
am Theaterplatz erschienen neben den 40 Spielern eine große Anzahl
von interessierten Schachfreunden, die sich ein solches Ereignis nicht entgehen
lassen wollten.
Am 21.03.1982 wurde in unserem Spiellokal der Frühjahrskongress des
Schachbezirkes Oldenburg-Ostfriesland e. V. (SBOO) durchgeführt. Nach
langfristigen Verhandlungen trat der OOSV 1979 dem Niedersächsischen
Schachverband e.V. (NSV) als Schachbezirk Oldenburg-Ostfriesland e.V. als
Bezirk V bei. Ebenfalls nach langjährigen Verhandlungen wurde Schach
als Sport anerkannt. Die Folge daraus war, dass die Schachvereine dem
Landessportbund Niedersachsen e.V. beitreten mußten.
Nachdem der SV "TURM" die erforderlichen Unterlagen über die Anerkennung
als gemeinnütziger Verein durch das Finanzamt Wilhelmshaven vorgelegt
hat, erfolgte die Aufnahme als ordentliches Mitglied mit Schreiben vom
22.01.1988.
In den zurückliegenden Jahren hatte der Verein aber nicht nur Grund
zu jubeln. Die Schattenseiten des Vereinslebens begleiteten die Vereinsgeschichte
des SV "TURM" bis in die heutige Zeit. So hatte der Verein in der
zurückliegenden Zeit häufiger das Spiellokal wechseln müssen,
da der Verzehr bei der Ausübung unseres schönen Sports
erfahrungsgemäß nicht groß ist. Durch diese Wechsel hat
natürlich auch die Spielstärke gelitten, da immer wieder Spieler
in einer so unruhigen Zeit, in der es nicht möglich war, eine ernsthafte
Partie in einem Stück zu spielen, den Verein gewechselt haben und nur
sehr schwer wieder dazu zu bewegen waren, zum SV "TURM"
zurückzukommen.
Durch intensive Bemühungen wurde immer wieder versucht, dieses Manko
auszugleichen. Aus diesem Grund wurde u. a. 1961 von den 10
Gründungsmitgliedern ein Wanderpokal gestiftet, der nach dem gerade
verstorbenen Vereinskameraden Heinrich Michels benannt wurde, der als "Seele"
des Vereines immer wieder für einen reibungslosen Ablauf des Spielbetriebes
sorgte. Der Pokal wurde dem Verein auf der Mitgliederversammlung am 18.02.1962
übergeben. Nachdem er nach einer festgelegten Turnierordnung 10 Jahre
ausgespielt wurde und endgültig in den Besitz des Schachfreundes Hans
Duden überging, wurde 1972 ein neuer Pokal gestiftet, der nach dem ebenfalls
kurz vorher verstorbenen langjährigen l. Vorsitzenden Richard Eichfuß
benannt wurde.
Der spielerische Höhepunkt in unserer Vereinsgeschichte liegt allerdings
schon längere Zeit zurück, wo Mitglieder des SV "TURM" ein ernstes
Wort bei der Vergabe von überregionalen Meisterschaften und Plätzen
in Auswahlmannschaften mitsprachen. In dieser Zeit gehörten dem SV "TURM"
bis zu 50 Mitglieder an. Zur Zeit bemüht sich der Vorstand darum,
jüngere Mitglieder zu gewinnen, um einer erneuten Überalterung
entgegenzuwirken.
Seit der Gründung des Vereines 1952 gehörten etwa 270 Schachfreunde
dem SV "TURM" an, von denen der überwiegende Teil den Verein aus beruflichen
Gründen vorübergehend oder für immer verließ.
Von den 35 Schachfreunden, die an der l. Zusammenkunft teilnahmen, gehören
nur noch die Schachfreunde Hans Manger und Wolfgang Berger dem Verein
ununterbrochen an. Durch Tod hat der SV "TURM" bisher 17 Mitglieder verloren,
von denen einige den Verein entscheidend mit geprägt haben, wie z.B.
Heinrich Michels (1961), Max Nürnberger (1962), Richard Eichfuß
(1976) und Willi Thien (2000), die hier stellvertretend für alle
verstorbenen Vereinskameraden genannt werden sollen.
Alle bisher aufgetretenen Höhen und Tiefen des Vereines haben die Mitglieder
immer eng zusammenstehen lassen und so eine Grundeinstellung zum "TURM"
entwickelt, die durch die Gründungsmitglieder geprägt wurde und
auch heute noch besteht.
Im Gegensatz zu anderen Schachvereinen war es im "TURM" nicht möglich,
regelmäßige Trainingseinheiten durchzuführen. Die Schachfreunde
waren immer nur bei der Stange zu halten, wenn Turnierspielen angesagt war.
Das Spielen von Schachpartien stand im "TURM" immer im Vordergrund. Aus diesem
Grund werden bei allen Meisterschaften auch sehr selten Partien kampflos
gewertet, da solche Partien die Rangfolgen immer verfälschen.
Auch Schachfreunde, die nicht Mitglied im Verein sind, haben die
Möglichkeit, ausser Konkurrenz an den Meisterschaften teilzunehmen.
Wenn das auch weiterhin so bleibt, brauchen wir uns um den Bestand des SV
"TURM" keine Sorgen zu machen.
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